Fels- und Hangfreilegungen

Ein Artenschutzprojekt, das auch der Landschaftsvielfalt dient.

Landschaft der Romantiker
Neben den reizvollen Wiesentälern prägen die Felsen und Wacholderheiden den Landschaftscharakter des Naturparks besonders eindrucksvoll.
Die Hang- und Felsbereiche dienten bis ins 18. Jahrhundert hinein als Weideflächen für die Schafe, Ziegen und Rinder der Jurabauern. Die Landschaft zeigte sich kahl und waldarm, himmelstrebende Felstürme und bizarre Felsklippen, oft von Burgen oder deren Ruinen gekrönt, dominierten die Landschaft.
Vor 200 Jahren, zur Zeit der Romantik, gerieten Dichter wie Ernst Moritz Arndt oder Viktor von Scheffel über diese Landschaft ins Schwärmen. Seither werden jährlich unzählige Ausflügler und Touristen von der Fränkischen Schweiz angelockt.

Natur und Landschaft im Wandel
Durch Nutzungswandel oder –aufgabe veränderte sich in den letzten 120 Jahren dieses Landschaftsbild grundlegend. Flächen wurden stillgelegt und verbuschten zusehends oder wurden mit Nadelgehölzen aufgeforstet. Die Kulturlandschaft der Fränkischen Schweiz verlor ihre Ursprungsprägung, die Attraktivität der Landschaft war in Gefahr.
Aber auch der vielfältige Artenbestand dieser ehemals offenen Felslandschaft veränderte sich dramatisch. Die licht- und wärmeliebenden Artengemeinschaften der alten Hutungen und Wacholderheiden, der besonnten Felsköpfe, Felsspalten und Geröllfluren schrumpften auf Restbestände zusammen oder starben aus.

Artenschutzprojekt „Fels- und Hangfreilegung“
Dieser Entwicklung wollten viele Naturpark-Gemeinden, aber auch die Naturschutzbehörden nicht mehr tatenlos zusehen. Zusammen mit dem Trägerverein des Naturparks wurde deshalb ein Artenschutzprojekt zur Fels- und Hangfreilegung ins Leben gerufen.  
Folgende Ziele werden verfolgt:

  • Förderung von Pflanzen mit einem Verbreitungsschwerpunkt im Nördlichen Frankenjura, insbesondere von „endemischen“ Pflanzenarten, also Arten, die weltweit nur hier in dieser Region vorkommen, wie die Fränkische, die Hersbrucker oder die Gößweinsteiner Mehlbeere.  
  • Schutz und Verbesserung der Lebensräume besonders seltener Arten auf offenen, besonnten Felsen, auf Magerstandorten und in Wacholderheiden, wie z.B. von Apollofalter, Wanderfalke, Uhu, aber auch des Immergrünen Felsenblümchens oder des Goldenen Felsen-Steinkrautes.
  • Die Wiederherstellung des für die Region „Fränkische Schweiz“ typischen Landschaftsbildes.


Die Umsetzung dieses bayernweit beachteten Modellprojektes in über 40 Naturpark-Gemeinden erfolgte unter der Federführung des Naturparks in guter gemeinschaftlicher Zusammenarbeit mit sämtlichen Behörden und unter reger Beteiligung der örtlichen Vereine und Verbände.

In den Jahren 1996 bis 2000 wurden insgesamt an die 300 Fels- und Hangfreistellungs-Maßnahmen umgesetzt, mit einem Kostenvolumen von ca. 2,3 Mio. DM. Dazu flossen Fördermittel des Freistaates Bayern und der Europäischen Union in einer Höhe von 1,7 Mio. DM in das Projekt.

Als vorläufige Bilanz kann festgestellt werden, dass die Ziele des Biotop- und Artenschutzes und die Erhaltung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes sowie eine naturverträgliche Erholungsnutzung durch die bisherigen Freistellungsmaßnahmen weitgehend erreicht wurden. Der angestrebte Biotopverbund für Mager-, Trocken- und Felsstandorte zeichnet sich in einigen Teilen des Naturparks wie im Kleinziegenfelder Tal, im Wiesent-, Ailsbach- und Trubachtal, im Pegnitztal oder auf der Betzensteiner Kuppenalb mit ihren Dolomit-Kiefernwäldern bereits deutlich ab. Vorrangige Erhaltungs- und Regenerationsmaßnahmen für die „Fränkischen Endemiten“, für Apollofalter,  Wanderfalke und Uhu, für das Felsenblümchen konnten mit Erfolg umgesetzt werden.
Verborgene Aus- und Einblicke in die Burgen- und Schlösserlandschaft des Naturparks wurden wiederhergestellt.

Durch intensive, am einzelnen Standort durchgeführte Kletterabsprachen gelang es, ein naturverträgliches Kletterkonzept (mit einer 3-Zonen-Regelung) im gesamten Naturparkgebiet umzusetzen.

Im Rahmen des Bundeswettbewerbes Deutscher Naturparke 2002 zum Thema „Biotopverbund“ wurde der Naturpark Fränkische Schweiz – Veldensteiner Forst für dieses Projekt „Fels- und Hangfreilegungen“ mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet.

Um die erforderliche Nachhaltigkeit der bisher erbrachten Leistungen und des beträchtlichen Mitteleinsatzes nicht zu gefährden, sind künftig weitere Pflegemaßnahmen auf den freigestellten Flächen notwendig. Nachentbuschungen oder die Beweidung der Magerrasen müssen auch weiterhin mit dem gleichen Fach- und Sachverstand und der Bereitschaft aller Beteiligten, wie bei den Erstmaßnahmen, erfolgen.
Notwendig dazu ist ein enger Schulterschluss des Naturparks mit allen regionalen Akteuren, insbesondere den Landschaftspflegeverbänden Amberg-Sulzbach, Bamberg, Forchheim, Fränkische Schweiz und Lichtenfels (die z.T. zu Projektbeginn 1996 noch vor ihrer Gründung standen), sowie dem Landschaftspflegeverein Nürnberger Land.


Wolfgang Geißner

Pressemitteilungen

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27. Juli 2020
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