Vor einem Waldhügel ziehen Nebelschwaden durch die Landschaft

Wölfe

Ein großer Beutegreifer ist zurück

Rund 150 Jahre lang waren Wölfe (Canis lupus) im Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura – wie im Rest Deutschlands – verschwunden. Eine lange Zeit, in der wir viel über das Leben mit dem großen Beutegreifer vergessen haben. Reichliche Bestände an wildlebenden Huftieren als Beute sowie strenge Schutzbestimmungen ermöglichten es den ersten wilden Wölfen um die Jahrtausendwende auf eigenen Pfoten nach Deutschland zurückzukehren und zu bleiben, woraufhin im Jahr 2000 die ersten Wolfswelpen seit langer Zeit in freier Wildbahn in Sachsen geboren wurden.

Während sich die Wölfe anschließend im Nordosten Deutschlands weiter ausbreiteten, dauerte es noch bis 2017 bis eine Wölfin im Naturpark-Gebiet sesshaft wurde. Bereits 2018 gesellte sich ein männlicher Wolf dazu und im gleichen Jahr wurden die ersten Welpen geboren.

Rudelleben

Ein Wolfsrudel besteht aus einem Elternpaar und seinem Nachwuchs. Vor allem die Elterntiere sorgen für den Schutz und die Versorgung des Rudels. Ältere Jungtiere aus dem Vorjahr, Jährlinge genannt, unterstützen ihre Eltern bei der Jagd und der Aufzucht der in der Regel im April oder Mai geborenen, meist vier bis sechs Welpen und lernen dabei für ihr späteres eigenständiges Leben. Die Größe eines Rudels liegt in unseren Breiten im Schnitt bei acht Tieren und kann im Jahresverlauf schwanken. So vergrößert sich das Rudel zwar mit der Geburt der neuen Welpen, aber mit der Zeit wandern die geschlechtsreifen Jährlinge auf der Suche nach einem eigenen Revier und Partner in andere Gebiete ab. Darüber hinaus sterben Tiere, etwa bei Verkehrsunfällen, an Altersschwäche oder Krankheiten. Die Anzahl der Wölfe in einem Revier bleibt damit relativ konstant.

Damit sich ein Wolfsrudel ausreichend mit Nahrung versorgen kann, beansprucht es in Mitteleuropa ein Revier von etwa 200-250 km² und verteidigt es auch gegen fremde Artgenossen. Die Beute besteht zu über 90% aus wildlebenden Huftieren, wie Rehen, Rothirschen und Wildschweinen, wobei der jeweilige Anteil je nach Region und Jahreszeit variiert. Dabei bevorzugen Wölfe kranke, schwache und alte Tiere sowie Jungtiere und tragen so zu gesünderen Wildtierpopulationen bei.

Zusammenleben

Trotz hoher Wilddichten kommt es vor, dass Wölfe auch weidende Nutztiere töten. Sie machen jedoch nur einen geringen Teil der Beute in Mitteleuropa aus, oft weniger als ein bis zwei Prozent. Die meisten Übergriffe auf Nutztiere treten in neu gegründeten Wolfsrevieren auf, in denen durch die Weidetierhalter noch keine geeigneten Herdenschutzmaßen ergriffen worden sind. Innerhalb bestimmter Förderkulissen können Maßnahmen zum Herdenschutz vom Staat gefördert werden. Bei Fragen zum technischen Herdenschutz wie Zaunbau oder mobilen Ställen unterstützen und beraten in Bayern die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, beim Thema Herdenschutzhunde ist wiederum das Bayerische Landesamt für Umwelt zuständig.

Wölfe sind im Regelfall vorsichtige Tiere. Ihr ausgezeichneter Geruchs- und Gehörsinn ermöglichen es ihnen uns Menschen unter normalen Umständen aus dem Weg zu gehen. Dabei meiden sie zwar Menschen selbst, aber nicht unbedingt menschliche Strukturen. So nutzen sie, wenn sie ungestört sind, zur energiesparenden Fortbewegung durch ihr Revier gerne Wald- und Feldwege. Außerdem können Wölfe in manchen Fällen aus Fahrzeugen heraus aus geringer Entfernung beobachtet werden, da sie Menschen in Fahrzeugen in der Regel nicht als solche wahrnehmen.

Sollte es jedoch doch einmal zu einer seltenen Begegnung mit einem Wolf kommen, helfen folgende Verhaltensregeln: Vor allem gilt es ruhig zu bleiben, Abstand zu halten und dem Tier den Rückzug zu ermöglichen. Meist orientiert sich der Wolf kurz und zieht sich dann langsam zurück. Jungwölfe können bei Zufallsbegegnungen neugierig sein und nicht sofort die Flucht ergreifen. Erscheint dir das Tier zu nahe, mache mit lautem Sprechen oder Klatschen auf dich aufmerksam. Laufe nicht weg, sondern ziehe dich langsam zurück. Behalte deinen Hund an der Leine nahe bei dir. Füttere auf keinen Fall einen Wolf und lasse keine Essensreste zurück.

Sichtungen und weitere Hinweise auf Wölfe nimmt das Bayerische Landesamt für Umwelt entgegen.